Radler im Regen oder der Streit um das Marketingpaket
Frankenwald Tourismus setzt auf Qualifizierung
Originaltext: Bayerische Rundschau - Von Mirlam Mandt, RNT Schwarzenbach am Wald Stuck an der Decke, weiße Stores vor dem Fenster, Parkett-Boden und auf der gestärkten Tischdecke ein kleines Rosensträußchen: Gediegenes Ambiente bei Kaffee und Kuchen in Schwarzenbach am Wald zwischen Föhnwellen und strahlend weißen Oberhemden. Mittendrin ein Grüppchen schwitzender Radler mit kräftigen Waden und noch kräftigerem Durst? Unvorstellbar! Ein Stilbruch. Nicht, wenn es nach Stefan Fredlmeier, Geschäftsführer von Frankenwald Tourismus, geht. Der braungebrannte Plauderer ("Ziel ist, dass sie rausgehen und sagen: Ich nehme teil, weil ich es gut finde") weiß zu überzeugen und die Stimmung unter den Hoteliers und Pensionsbetreibern ist gut. Ganz so, als sähen sie schon ein Licht am Horizont des darbenden oberfränkischen Tourismusmarktes: "Fahrradfreundlicher Unterkunftsbetrieb" lautet hier das Zauberwort. Gebannte Stille, denn alle wollen mehr über den "Radler - Das unbekannte Wesen" hören. Radler als Lichtgestalt? Der Radfahrer, egal ob auf Mountainbike oder Rennrad, als Lichtgestalt? Jedenfalls isst und trinkt Otto Normalpedalierer gerne, übernachtet gerne komfortabel und ist dafür auch bereit, tiefer in die Tasche zu langen, haben Umfragen ergeben. Doch weil Radler keine barmherzigen Samariter sind, wollen sie fürs Geld auch etwas Geboten haben. "Service" nennt sich das auch in der "Aktivregion Oberfranken", für die sich Fredlmeier in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ein Marketingkonzept samt individueller Beratung ausgedacht hat, denn schließlich "bringt die Qualifizierung nichts ohne Marketing und das Marketing nichts ohne Qualifizierung". So sollen Frankenwälder Hoteliers und Pensionsbetreiber lernen, dass der typische Biker ? meist zwischen 30 und guten 40 Jahren alt ? es schätzt, wenn er seinen teuren Drahtesel in einem separaten Raum abstellen kann, einen Werkzeugkoffer vorfindet und völlig zufrieden ist, wenn ihm der Wirt ein Lunchpaket schnürt oder die richtige Karte parat hat. Ist eine Unterkunft "fit für den Biker" , soll sie sich auch im Frankenwald "fahrradfreundlich" nennen. Plötzlich erschrockenes Schweigen und allgemeine Aufbruchstimmung: "Wer soll das bezahlen?", fragt eine Stimme und das dicke Ende kam auch hier zuletzt: Die Kosten für das Marketingpaket richten sich nach der Größe des Betriebes. Das reicht von 142 Euro für einen Zwei-Zimmer-Betrieb bis zu 835 Euro für 70 Zimmer. Da half auch der Appell: "Lasst die Radler nicht im Regen stehen" wenig. http://www.radfahren-im-frankenwald.de |